Zeitenschwestern

Also, als vor langer Zeit die Welt aus dem Kuss zwischen der großen Mutter Zeit und dem unendlichen Vater Universum entstand, da war es eine große Freude. Beide waren sehr froh über all die Welten die sie formten und sie bevölkerten diese mit allerhand Dingen. Tiere, Pflanzen und Menschen erschufen sie. Doch all dies war sehr schnelllebig, denn es ist dem Universum eigen immer wieder zu vergehen und neu zu erschaffen. Und dies gab der Vater an all seine Kinder weiter. Und die Mutter, die Zeit, gab ihnen den Verlauf, die Abfolge von Ursprung und Ende. Dies war ihr Geschenk.

So ging es fort… Millionen von Sonnenwanderungen lang und alles entstand und verging in Regelmäßigkeit. Mit der Zeit wurde die Zeit einsam. Nicht, dass sie nicht glücklich war mit all dem was aus der Liebe entstanden war. Doch sie streifte so durch ihre Kinderwelten und beobachtete wie ihre Söhne und Töchter da wohl lebten. Und so oft sie auch nach neuen Welten schaute, sie fand oftmals ein ähnliches Bild. All die Individuen, Pflanzen und Tiere fanden sich zusammen. Sie lebten in Horden, Familien und trotzten gemeinsam den Unbillen der Welten. Doch ihre Einsamkeit wog schwer und sie wünschte sich selbst so geborgen zu sein in einer Familie. Ihr Mann, das Universum, sah sie so traurig und er sprach lange mit ihr und am Ende, da fanden sie eine Lösung … Sie mussten für die Zeit eine Schwester finden.

So schauten sie also auf ihre Welten und suchten eine Schwester für die Zeit. Doch dies war mehr als schwer, denn alles was dort war, waren die Kinder der beiden, und alles war am Kommen und am Gehen. Da verspürte die Zeit eine Idee in sich aufsteigen. Wenn sie von sich Zeit abgäbe, um eine kleine Zeit zu schaffen, dann wäre das, was werden würde, eine Schwester für sie. Und so gab die Zeit etwas von sich, beinahe wie ein Kind aber nicht aus dem Kuss mit dem Universum heraus, sondern nur aus sich selbst, und es entstand eine kleine Zeit.

Diese kleine Zeit wurde von manchen der Kinder der Welten erkannt und sie nutzten diese kleine Zeit, wenn ihnen die Unbillen des Lebens entgegentraten. Sie nannten es Geduld. Und die Zeit, ja die Zeit war glücklich. Denn sie konnte nun mit ihrer Schwester durch die Welten streifen, und sie hatten sich vieles zu erzählen.

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